Nachdem in unserer ersten Woche in Perth alles völlig reibungs- und komplikationslos verlief (Trampen, Übernachtungsmöglichkeiten, Wetter, …), hatten wir leider in unserer zweiten Woche (wo unser Roadtrip nach Esperance anstand) etwas weniger Glück.
Freitagmittag ging’s los: wir kauften uns ein $15-Zelt (wird
für die paar Tage schon taugen) und los ging’s. Auto hatten wir, Wetter war
super – so weit, so gut. Samstag war wettermäßig genauso. Am Sonntag sind wir
in der früh um 5am von einem Regenschauer geweckt worden – unser Zelt war
natürlich nicht wasserdicht (können wir bei dem Preis auch nicht erwarten),
aber wer hätte schon damit gerechnet, dass es im Hochsommer in Perth regnen
soll. Darüber haben wir uns wirklich keine Gedanken gemacht. Leider hat’s den
ganzen Sonntag immer wieder geregnet und auch so war’s ziemlich kühl, so dass
wir von den meisten Sachen, die auf unserem Plan standen, nur schnell ein Foto
machten und ansonsten versuchten, relativ weit mit dem Auto zu fahrn, um
möglicherweise dem Regen zu entkommen. Nachdem unsere Schlafplätze der ersten
beide Nächte schon irgendwie was Besonderes waren (Fotos folgen unten),
erwartete uns nun eine etwas unangenehmere Nacht. Wir fuhren zu einem extrem
abgelegenen - aber kostenlosen - Campingplatz direkt an einem See. Gegen unsere
Vermutung, wohl die Einzigen an so einem abgelegenen Spot zu sein, fanden wir
haufenweise junge Leute vor, die mit einem Hippiebus und eigener Küche
angereist sind. Neben unserem Auto stand ein Campervan mit – natürlich! – mal
wieder Deutschen; diesmal sogar aus München. Nachdem’s ständig nieselte, wieder
richtig regnete, wieder stoppte und wieder nieselte, und wir ewig hin- und
herüberlegt haben, ob wir im Zelt oder im Auto schlafen sollten, entschieden
wir uns schlussendlich für’s Auto. Zu viert im Auto. Puh, das kann was werden.
Überraschender Weise war die Nacht angenehmer als erwartet, aber leider hat’s
auch in der Früh noch im Strömen geregnet. Kurzer Check der Wettervorhersage:
heute (Montag) bis einschließlich Donnerstag Regen und Gewitter. Am Samstag
müssten wir ohnehin den kompletten Tag für die Autofahrt nutzen; das heißt, uns
bliebe nur der Freitag. Und dazwischen? Im Auto schlafen und Museen anschauen?
War jetzt nicht so wirklich das, was wir von unserem Roadtrip erwarteten.
Wollten die Zeit für die traumhaften Strände der (Süd-)Westküste Australiens
nutzen und uns verschiedene Nationalparks anschaun, aber das konnten wir so
vergessen. Überlegen, abwägen, Entscheidung treffen. Einstimmig haben wir
beschlossen: lassen wir’s! Im Visitorcenter haben wir danach erfahrn, dass
überall um Esperance (wo wir ja ursprünglich hinfahrn wollten) wieder schwere
Waldbrände sein sollten (trotz Regen; ja … komisches Australien). Hätte es
nicht geregnet, wären wir nicht zur der Info gefahrn, dann hätten wir auch
nichts von den neuen, großen Waldbränden erfahrn à
musste also scheinbar mal wieder alles so kommen, wie’s gekommen ist. Marco und
Ronja haben spontan entschieden, stattdessen noch in den Norden hoch zu fahrn,
aber da Basti und ich da ja eh schon bei unserem Tramp-Ausflug warn und Basti
ohnehin noch ein paar Sachen organisieren und erledigen musste, machten wir uns
lieber noch ein paar schöne Tage zusammen in Perth. Der Montag ging also
komplett für’s Fahrn drauf, da wir schon in Albany warn und von dort mehr als 5
Stunden bis Perth brauchten. Im Nachhinein war’s aber die beste und einzig
sinnvolle Entscheidung. Trotz allem hatten wir ein paar schöne Tage auf unserem
Roadtrip mit ein paar Highlights:
Delfin in 1m Entfernung
Am Samstag warn wir an einem Strand, der bekannt dafür ist,
dass hier hin und wieder wildlebende Delfine vorbeikommen und – tatsächlich!
Nachdem wir uns knapp 2 Stunden am Strand geräkelt hatten, kam ein Delfin angeschwommen.
Es ertönte eine Glocke und alle, die den Delfin von Nahem sehen wollten,
mussten sich in einer Reihe aufstellen. War irgendwie ein bisschen seltsam,
aber das warten war’s auf alle Fälle wert: Delfin in 1 m Entfernung! (Er kam noch näher, als auf dem Foto.)
Wellenspringen
Nächster Strand: während Ronja und Marco den ruhigen
Abschnitt des Strands zum Schnorcheln wählten, haben Basti und ich uns in die
hohen und wilden Wellen am anderen Ende gestürzt. Was für eine Gaudi! Und der
Strand war nahezu ein Traum: unglaublich klares Wasser, hohe Wellen, unendlich
weiter Sandstrand, im Hintergrund riesen Wälder à
fast wie im Bilderbuch! (Hab leider keine Fotos davon.)
Firetree
Im „Warren Nationalpark“ gab’s den 65 m hohen „Dave Evans“-Firetree,
welcher früher dazu genutzt wurde, Waldbrände zu entdecken. Besteigen kann man
den Baum mit der Leiter aus Eisenstäben, die sich spiralförmig um den gesamten
Baum schlingt. Mir hat die Aussicht von der Mittelplattform gereicht, da diese
bereits auf ca. 25 Metern Höhe und ich schon hier auf gleicher Höhe mit einigen
Baumkronen war. 65 Meter warn wir dann doch einen Tick zu hoch. ;)
Überraaaaagend schöner Sonnenuntergang
Es heißt immer, dass es in Westaustralien die schönsten
Sonnenuntergänge gibt. Leider hab ich in den ganzen zwei Wochen nur einen
einzigen gesehn, aber der war wunderwunderschön! Die Farbe wechselte vom Orange
ins Rot und mischte sich mit Pink, Lila und Blau. HAMMER! (In Wirklichkeit
natürlich – wie immer – viel, viel schöner als auf dem Foto.)
Kängurus in 3 Meter Entfernung
Erster Schlafplatz:
In einer Parkbucht 3 Meter neben dem
Highway
Zweiter Schlafplatz:
Sah aus, als wären wir im Dschungelcamp
und so hab ich mich auch irgendwie gefühlt. Das Zelt mitten im Wald, eine
Hängematte hing zwischen den Bäumen, ein paar Bänke dazwischen und so weit das
Auge reicht: nur Wald! War aber richtig, richtig schön – vor Allem, als wir
Vier abends noch zusammengesessen sind und geredet haben.
Dritter Schlafplatz:
zu viert im Auto
So, jetzt sind Basti und ich also seit ein paar Tagen wieder
hier in Perth und schlafen seitdem wieder bei einer Couchsurfingfamilie, bei
der wir am Anfang schon warn. Ganz liebe Leute! Als kleines Dankeschön, haben
wir am Dienstag Käsespätzle gemacht und gestern gabs Schnitzel á la Basti und
Antonia. – Deutsche Küche in Australien also. Ansonsten war die Woche extrem
entspannt und wir trieben uns ständig irgendwo zwischen Strand, Pool und verschiedenen
Cafés rum.
Käsespätzle
Hauseigener Pool
Schöner Urlaubsabschied auf einem Markt in Fremantle
Unsere gemeinsame Zeit hier geht jetzt leider langsam dem
Ende zu, aber zum Glück sehn wir uns in ca. 1 ½ Monaten schon wieder – dann bei
mir in Melbourne. Wir hatten zwei unglaublich schöne Wochen, in denen wir uns
noch besser verstanden haben, als wir beide dachten. 2 Wochen lang täglich 24
Stunden miteinander zu verbringen, ohne ein einziges Mal zu streiten heißt
schon was. Johannes fragte uns letztens ob uns denn nicht langsam der
Gesprächsstoff ausgehen würde, aber ganz im Gegenteil: wir hatten richtig viele
schöne, ernste, nachdenkliche, lustige und rückblickende Gespräche. Stellt euch
vor, ihr seht ganze 6 Monate niemanden von der Heimat und dann trefft ihr euch
mit einem eurer besten Freunde, der euch wahnsinnig gut kennt, unglaublich
viele gemeinsame Erlebnisse mit euch teilt und fast alles über euch weiß. Das
ist schon was Besonderes. Insgesamt können wir sagen, dass wir beide bzgl.
unserer Art noch fast die Gleichen sind wie im Juli, jedoch haben sich unsere
Gedanken, unser Blick und unsere Einstellung auf viele Themen enorm verändert.
Nachdem Basti mir die letzten Tage viele Fotos von seiner
großen Reise gezeigt und einige Geschichten erzählt hat, geht mir das immer
wieder durch den Kopf: Arme Menschen, die keine Bildung, kaum Kleidung,
teilweise fehlende Grundnahrungsmittel, kein bzw. nur bedingt ein Dach über dem
Kopf haben und großteils das ganze Leben lang nichts anderes als ihr kleines
Dorf sehen, da sie nicht mal wissen, dass es noch was anderes gibt. Anderes
Bild: Ein 16jähriger Junge, der nichts hat, in einem kleinen Zelt mitten im
Himalaja lebt, dort Reis verkauft und Basti so gut es ging versorgte, ohne
dafür etwas zu verlangen. Oder: Eine Familie, die ebenfalls in einem Zelt (Jurte)
lebt, sich nichts leisten kann, aber einen wildfremden Radlfahrer mit Tee, Reis
und Decken versorgte. – Und, und, und. Solche Geschichten kennt man, hört man.
Wenn man aber mal Bilder dazu sieht und von nahestehenden Personen erzählt
bekommt, wie sie hautnah miterlebt haben, wie diese Menschen leben, wie wenig
sie haben, aber wie viel sie geben, wie gastfreundlich und hilfsbereit sie
sind, ist es doch nochmal ganz was anderes. So viele Geschichten von Menschen,
die nichts haben, aber alles geben. Und wir überlegen uns wo wir denn studieren
könnten, was wir uns als nächstes zum Essen gönnen, wie wir unser Leben noch luxuriöser
gestalten können. Komische Welt, oder?
Bei Basti stehen jetzt nochmal harte - aber wahrscheinlich
wieder sehr erlebnisreiche – ca. 6 Wochen an, in denen er den Weg von Perth
nach Melbourne meistert. (Wer wissen will, wie’s jetzt genau bei ihm weiter
geht: Das ist der Link zu seinem Blog: www.bastiontour.com)
Ich hingegen wähl die etwas entspanntere Variante und nehm das Flugzeug. Kaum
zu fassen: jetzt sind’s nur noch gute 2 Monate bei meiner Gastfamilie, bevor
die große Reise beginnt: Ostküste, Neuseeland und wer weiß, was sich noch
ergibt. Glücklicherweise hab ich jetzt sowohl in Neuseeland, als auch auf dem Großteil
meiner Ostküstenerkundung jemanden aus der Heimat an meiner Seite, was die
Vorfreude gleich noch größer macht. Aber erstmal will ich in und um Melbourne
nochmal einiges machen (Martina hatte recht: mir läuft die Zeit langsam fast
davon) und nach und nach muss ich jetzt leider auch meine letzten Au Pair
Freundinnen verabschieden, da diese Melbourne schon früher verlassen als ich.
Das war sie also, meine Halbzeitpause - bevor’s jetzt mit
neuer Energie in die 2. Halbzeit geht, die wahrscheinlich noch aufregender und
erlebnisreicher wird, als die erste.
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